· 

Berlin Allesandersplatz

Haus der Statistik - Berlin Allesandersplatz - Bild: Jens-Martin Rode

Alles beginnt mit einer Geschichte: Am 16. September 2015 zieht eine Gruppe Künstlerinnen und Künstler vor das ehemalige Haus der Statistik im Berlin Mitte nahe Alexanderplatz. Als Bauarbeiter:innen verkleidet hängten sie an der Fassade eine Banner auf: "Hier enstehen in Berlin Räume für Kunst, Kultur und Soziales" war darauf zu lesen. Doch die Aktion war ein Fake, nichts als Theater und eine Aktion der illegalen kreativen Aneignung öffentlicher Räume. Und sie war vor allem eines: Ein Erfolg. Denn sie brachte eine Entwicklung ins Rollen, die das von Abriss bedrohte Areal aus DDR-Zeit vor Überkommerzialisierung und Ausverkauf rettete und die Chance für eine Neugestaltung öffnete. Heute ist das Haus ein Modellprojekt, wie Stadtplanung auch anders funktionieren kann. 

 

Die Farbe des Sozialismus ist nicht rot sondern grau. Davon geben auch 30 Jahre nach dem Mauerfall zahlreiche Gebäude aus der DDR-Zeit ein beredtes Zeugnis. Klar, auch im Westen ist vieles in Beton gegossen, doch das Ensemble rund um den Alexanderplatz hat trotz der Konsumtempel Saturn und Alexa noch vieles übrig gelassen vom städtebaulichen Charme des real existierenden Sozialismus Ende der 60'er Jahre. Während das Haus des Lehrers und das Haus des Reisens aber restauriert werden konnten, rottet das 1970 fertiggestellte Haus der Statistik seit seinem Leerstand 2008 scheinbar fensterlos vor sich hin.  

 

 

Doch das trügt. Mitte der 2010'er Jahre griff der Bezirk Mitte die Ideen der Künstler:inneninitiative auf, kaufte das sich in Bundeseigentum befindende Gebäude und entwickelt es derzeit gemeinsam mit verschiedenen Partnern aus der kommunalen Wohnungswirtschaft und zivilgesellschaftlichen Initiativen. "Allesandersplatz" ist auf dem Gebäude zu lesen. Ateliers, Werkstätten und Proberäume sind derzeit im Erdgeschoss des 50.000 qm messenden Gebäudes zu finden. Kürzlich erst hatte das "Haus der Materialisierung" aus dem Spektrum der Zero-Waste-Initiativen sowie das Off-Kino "Sinema Transtopia" eröffnet. Startups, Sozialbetriebe und Kunstschaffende sorgen für Leben zwischen den nackten Wänden. Bis 2021 wird es verschiedene Möglichkeiten der alternativen Zwischennutzung geben. Danach beginnt die Bauphase. Teile des Gebäudes bleiben erhalten, Teile werden neu gebaut oder umgestaltet. Neben einer geplanten Nutzung des Bezirksamtes Mitte und des Finanzamtes werden auch Wohnungen gebaut. Ein Teil jedoch bleibt für Kunst und Kultur reserviert.